Sonntag, 22. April 2007

Kritik über "Shooter"


Shooter (gesehen im April 2007) - Antoine Fuqua
Meine Meinung: "5 = Nö"

"Wo bliebt die 2te Kugel", müsste der korrekte Titel für dieses bild- und geräuschgewaltige Werk über das schiessende, wehrhafte Individuum im nordamerikanischen Politdschungel, heissen.

Eindeutig wird klar, dass eine militärische Ausbildung, in diesem Fall zum Scharfschützen, auch einen gehörigen Teil Charakterschulung bzw. Therapie beinhalten sollte. Das wäre natürlich ein Widerspruch in sich und würde deshalb diesen verquasteten Plot um einen Attentatsversuch auf den filmaktuellen amerikanischen Präsidenten vollkommen zum Einsturz bringen.

Was bleibt wie schon gesagt, ist eine Dramaturgie, die wenn man kurz drüber reflektiert, wofür insbesondere während der total vergeigten Liebesgeschichte, reichlich Zeit bleibt, eine in Fernsehmanier zerdepperte Spannung (erst wird das Haus gezeigt, dann die Bösen im Haus, dann fällt ein Schuss, dann steht der Gute im Haus, ächts) die den Zuschauer zwar zum bildgewaltigen (meistens sind das fulminante und mit hohem Standard gefilmte Explosionen) Schlusspunkt führt, aber keinen Spass aufkommen lässt.

Das die Welt schlecht ist, das Geld alles regiert und der Einzelne total doof und patriotisch ist, ergibt dann die dankbare Leinwand auf der die aktuellsten oder immer wiederkehrenden Verschwörungstheorien aufgemalt, übermalt und schliesslich als Original an den Mann gebracht werden können.

Einzig die aufgebotene Watson-Figur zeigt als Plotelement eine wirkliche Entwicklng mit einem erfrischenden Hang zur Selbstironie und bis zur Mitte des Films ist der Spannungsbogen (abgesehen von den oben beschriebenen Grundmankos) wirklich gut. Aber spätestens wenn die zweite Schusswunde unseres Helden unbehandelt und sich selbstheilend aus dem Drehbuch geflogen ist oder im Schnitt als Schnipsel auf dem Boden gelandet ist, wird auch der Rest vorhersehbar und langweilig. Uff.

Jochens Websit/d/e

Sonntag, 15. April 2007

Kritik über "300"






300 (gesehen im April 2007) - Zack Snyder
Meine Meinung: "4 = Geht so"

Wenn die Qualität eines Filmes manchmal dadurch beschrieben werden kann, dass sich beeindruckende Szenen unterhaltsam und zum emotionalen Pläsier anderer nacherzählen lassen, dann ist bei 300 nicht viel los.
Die Geschichte, die schon Schiller mit den Worten eröffnete: "Wanderer kommst Du nach Sparta ...", ist sattsambekannt, wenn auch vielleicht nicht im Detail, aber am Ende des Tages heisst es; wenige gegen eine Übermacht und das ist und bleibt ein pompöses Kinothema und lässt sich doch so wunderschön ohne grossen Aufwand (inhaltlich nicht technisch) auf der Gefühlsklaviatur interpretieren.
Was bleibt ist eine kongeniale (geistesverwandte) Umsetzung des Comics von Frank Miller, der sich Mitte der 1990ziger Jahre schon in SinCity auf sehr existenzialistische Weise mit den emotionalen Urthemen: "Liebe, Ruhm, Ehre, Verrat und Vergänglichkeit" auseinandergesetzt hat.
Aber leider kommt der Film nicht so richtig auf den Punkt, es wird zwar geschlachtet, das die Knochen, Köpfe und Leiber nur so fliegen, aber emotional engagierend ist das nicht, eher kommt Bewunderung für die Choreographie auf und die unglaublichen, düsteren, gülden verbrähmt und unirdisch Hintergründe.
Selbst für Homoerotik kann diese geballten Menge an halbnackten, an der Hantel gestählten Körpern nicht sorgen. Der persische Gegner ist allemale besser gekleidet, hat in seinem Millionenheer, die aberwitzigsten Charaktere und Kostüme zu bieten und betont so noch mehr, die biedere Blut und Boden Ästhetik der zum Tode, wenn auch freiwillig, Verurteilten.

Jochens Websit/d/e

Freitag, 13. April 2007

Kritik über "The last king of Scottland"


The last king of Scottland (gesehen im März 2007) - Kevin Macdonald
Meine Meinung: "2 = Cool"

Siebzigerjahrefilm, Biopic oder Abenteuergeschichte; zwischen allen diesen Möglichkeiten wirbelt dieser Film über Idi Amin fulminant hin und her. Als Protagonist verschlägt es einen gerade promovierten schottischen Arzt in das Uganda der 1970ziger Jahre, der dann durch einen Zufall und eine gehörige Portion Chuzpa zu Amins Leibarzt berufen wird.

Atmosphärisch sehr dicht, ohne dabei die touristische Afrikaerwartung zu bedienen wird eine Zeit und ein Ort porträtiert der eigentlich jenseits von Afrika liegen müsste, aber natürlich mitten drin ist, in einem Chaos welches aus besten Intentionen entsteht, einer Kolonialvergangenheit, die eigentlich alles gute gemeinte von vorneherin erstickt und einer charismatischen Führerfigur, die wie ein Kind nur Gutes will und nach und nach der eigenen Paranoia und Unfähigkeit erliegt und dabei mehr kaputt macht als es vorher geschaffen hat.

Forest Whitaker lässt dieses Riesenbaby lebendig werden, das einem nur beim zuschauen schon Angst und Bange wird und niemand sich wirklich vorstellen mag, wie ein "One on One" mit Amin in der Wirklichkeit abgelaufen sein möge. Das der Arzt als Zauberlehrling bald die Kontrolle über die Situation verlieren würde, ist eigentlich von vornherein klar und erweist sich als die grösste Schwäche im Drehbuch. Das es aber auch in der Lage ist eine Partysequenz wie als Drogenrausch im Garten des Präsidenten inkl. Verführungsszene in einer rock'n roll-haften Durchgeknalltheit real werden zu lassen, macht aus der obig beschriebenen Ambivalenz, grosses Kino.

Jochens Websit/d/e

Donnerstag, 12. April 2007

david lynch sagt das wetter von l.a. an


... eine ziemlich lange zeit hat er das nicht mehr getan, aber jetzt tut er es wieder ...

david lynch sagt das wetter von l.a. an

Jochens Websit/d/e

Kritik über "Die Fälscher"


Die Fälscher (gesehen im Februar 2007) - Stefan Ruzowitzky
Meine Meinung: "1 = ein Muss"

Was zählt mehr, der Mensch oder das grosse Ganze? Mit dieser Frage sind alle im Spezialblock des Konzentrationslagers Sachsenhausen beschäftigt. Während sie in grösstmöglicher Freiheit ihrer Unfreiheit für das Reich britische und amerikanische Banknoten fälschen sollen, wird um sie herum nur durch einen hölzernen Lattenzaun getrennt, gestorben, vernichtet und endgelöst.

Selten wurde der KZ-Konflikt so plastisch nachvollziehbar, quälend und gleichzeitig so menschlich kontrovers dargestellt. Obwohl gefangen, sind die Fälscher quasi sehr frei. Wobei diese Freiheit nur als Motivation zur Zielerreichung dient, ergo lässt die SS auch wenn sie dem Juden nicht ans Fell darf, ihn doch ganz hautnah und direkt spüren, wie schmal der Grat ist zwischen benötigtem Werkzeug und dem in ihrer Sicht unlebenswertem Untermenschen.

Gleichzeitig gibt es die Geschichte des ganz persönlichen Ehrgeizes, etwas zu schaffen was zuvor keiner geschafft hatte. Das Britische Pfund wird dabei zur Fingerübung und der amerikanische Dollar soll die Kür werden.

Können sie es schaffen, wird ihr eigenes Gewissen sich ihnen in den Weg stellen, was macht der Mensch mit solch einem Nerven und Körperverzehrenden Stress? Ist es entschuldbar Schuld auf sich zu laden?

Zum Schluss gehört immer eine gute Portion Glück dazu, auch wenn der Protagonist davon mit den Worten seiner französischen Freundin ein wenig zu viel des schlechten Glückes abbekommen hat; aber so ist das Leben.

Jochens Websit/d/e

Dienstag, 10. April 2007

Kritik über "The Prestige"


The Prestige (gesehen im Januar 2007) - Christopher Nolan
Meine Meinung: "2 = Cool"

Wenn zaubern bezaubert ist der Zuschauer verzaubert. Im viktorianischen England wird das Zaubern im Konflikt zwischen 2 Magiern als Seinsfrage definiert. Zum einen weil das Publikum ohnehin Scharlartanerie vermutete und der knallige Effekt halt mehr zählte als ein im Vis-a-vie vorgeführte magische Fingerübung, die den Betrachter schier um den Verstand bringt, weil selbst auf kurze Entfernung nicht zu verstehen ist, wie der Trick funktioniert und zum anderen weil Hass bzw. Neid wahrhaft biblische Motivatoren sind.

Bei all der Rauferei um den Titel des Besten ist ein Aspekt der allerwichtigste. Der Trick ist erst dann wirklich gut, wenn der Applaus ergo das Prestige des Publikums genossen werden kann. Dies ist dem einen vergönnt, da er mittlerweile zwar den coolsten Trick in "tout London" zeigt aber leider wenns um das Prestige geht, der Technik wegen nicht wirklich anwesend ist.

Das ist Therapiematerial von höchster Güte insbesondere weil der Konkurrent einen ähnlichen Trick aufführt und nicht rauszubekommen ist, wie der nun wieder funktioniert. Die Therapie war damals noch nicht erfunden, also geht unser Mann in sich und weit weg. Er findet den Trick überhaupt und führt so das Duell fort und hofft nun endlich auch das Prestige geniessen zu können.

Die wahnwitzige wunderbar irrationale und gleichzeitig grausam logische Auflösung, düpiert schliesslich den Filmbesucher, der bis dato immer das Gefühl hatte, alles mitbekommen zu haben und so seinerseits zum irritierten Verzauberten mutiert. Das Zauberei machmal auch einen okkulten Dreh hat, macht die Auflösung umso schöner.

Jochens Websit/d/e