Donnerstag, 13. November 2008

Kritik über "Gomorra"






Gomorra (gesehen im November 2008) - Matteo Garrone
Meine Meinung: "1 = Ein Muss"

Schnell schleicht sich das Gefühl, einen sehr, sehr guten Dokumentarfilm zu sehen ein. 5 Charaktere bzw. deren Umfeld leben ihr Leben in einem Irrsinn auf Erden. Was immer sich Ridley Scott in Blade Runner hat ausdenken müssen, wird von dieser italienisch/neapolitansichen Realität anno 2008 in die Tasche gesteckt.

Familienclans, die an einem Tag mehr Geld mit Drogen umsetzen, als manche Kleinstadt in ihrem jährlichen Budget hat, bekriegen sich, die Polizei und was immer sich ihnen in den Weg stellt, mit menschenverachtenden Konsequenz.

Geschäft ist Geschäft, ob nun Drogen verkauft, Giftmüll entsorgt oder Prêt-à-porter gefälscht wird. Einzig das eventuell tödliche Ende dieser Unternehmungen unterscheidet sie von einem normalen Wirtschaftsumfeld. Martin Scorsese hat es vorgemacht, aber seine spielfilmhaften Nachempfindungen verblassen gegen dieses nicht enden wollende Jammertal von Erwartungen, Schocks, menschlichem Verfehlen, jugendlicher Unbedarftheit, Verrat, Pflichterfüllung, gehirnamputierter Dämlichkeit, Machismo und eiskalt sichergestelltem Darwinismus.

Hut ab, dieses dem Film zu Grunde liegende Buch zu recherchieren war schon eine Meisterleistung für sich und bedroht den Schriftsteller / Journalisten Roberto Saviano immer noch mit dem Tod. Sich aber dann noch an den eigentlichen Ort zu begeben und dieser Hölle Bilder zu geben, die in surreal erscheinenden (auf der oberen Ebene dieses architektonischen Albtraums, windet sich eine Hochzeitsgesellschaft ihre Weg durch Reisregen und Sonnenschein und in der Ebene darunter jagen sich die Dealer lauthals brüllend gegenseitig den Stoff ab) Tableaus daher kommen, nötig einem mehr als Respekt ab.

Ich weiss nicht ob ich noch Buffala Mozzarella in der Zukunft essen werde, denn wenn nur die Hälfte dieser Geschichte wahr ist, dann sind 2/3 Drittel aller südlich Neapels liegenden Äcker, die wilde Müllkippe Europas für alles was in Seveso nicht richtig verbrannte oder in heutigen Produktionsprozessen schliesslich übrig bleibt.


Jochens Websit/d/e

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