Montag, 27. September 2010

Tokio im Jahr Null



Tokio im Jahr Null (gelesen im September 2010) - David_Peace
Meine Meinung: "2 = Cool"

"Gari, Gari; ich kratze mich"! Es ist heiss, es stinkt, alles klebt, die Stadt ist ein Trümmerhaufen, die Menschen nur noch Schatten ihrerselbst, zerrissen von Hunger, Gier, Trauer und dem Verlust ihrer Zivilisiertheit. Eine stolze Nation taumelt; alles ist extrem, jeder gegen jeder; keiner ist der, der er vorgibt zu sein.
"Gari, Gari; ich kratze mich; wische mir mit dem Taschentuch den Schweiss vom Hals und meinem pochenden Schädel; tum - tum tum tum;"! Ein Mädchenmörder weidet sich in dieser Hölle auf Erden. Minami als Unterkommisar soll ihn fangen, ist es aber selbst in Wahn, Schuld und Ausweglosigkeit.
"Gari, Gari; ich kratze mich; wische mir mit dem Taschentuch den Schweiss vom Hals und meinem pochenden Schädel; tum - tum tum tum; ich erbreche mich mit schwarzer Galle ..."
David Peaces Schreibe bringt einem diese Schattenwelt sehr, sehr nahe. Es ist leicht das Buch nach 3 Seiten wegzulegen und zu sagen, "Watt'n Scheiss; dass ist so nich' lesbar", aber wenn der Leser es schafft sich darauf einzulassen, eröffnet sich ein Raum, der obwohl nur gelesen, schon fast eine theaterhafte Rezeption ermöglicht. Der Dostojewski Effekt ist natürlich blöde; nach wenigen Seiten kann ein Europäer die Minamis, Yokomas oder Watanabes nicht mehr auseinander halten. Da hilft nur Mut zur Lücke und sich fallen lassen.
"Gari, Gari; ich kratze mich; wische mir mit dem Taschentuch den Schweiss vom Hals und meinem pochenden Schädel; tum - tum tum tum;; ich erbreche mich mit schwarzer Galle; ich erbreche nochmal, diesmal mit grauer Galle ..."!



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Jochen F. Schude

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