Sonntag, 12. Februar 2012

Drive

Drive (gesehen im Februar 2012 (amerikanisches Original mit Untertiteln) im Off Broadway) - Nicolas Winding Refn
Meine Meinung: "1 = Ein Muss"

"Ein Freund, ein guter Freund, das ist das schönste was es gibt auf der Welt", sangen einst die Comedian Harmonists. Den "Driver" als denselben zu haben ist eine zwiespältigere Angelegenheit! In Los Angeles wirkliche Freunde zu haben ist nicht leicht.
Leicht und beschwingt wie die Melodie des Chansons kommt der Film zu Anfang daher, auch wenn die darunterliegende aufgeregte Herzsschlagfrequenz nicht zu überspüren ist. Kuhle Musik; L.A. bei Nacht; ein streichholzkauender nicht unsympatischer Mann hinter dem Steuer eines Fluchtwagens. Atmosphäre; bekannt und gleichzeitig fremd. Wie ein Flaneur wird der Zuschauer in die Geschichte einer Variation auf "Boy meets Girl" hineingezogen.
Die Dialoge sind sparsam und getrieben. Jeder Blick oder jedes Mundzucken erzählt Kopfgeschichten, denen wir gerne folgen. Immer wieder dieses Spiel, Geräusche zu betonen und gleichzeitig zu verfremden und so Ahnungen zu etablieren, die weit intensiver sind als die Situation auf den ersten Blick hergeben würde. Die ganze Zeit streben die Bilder in Richtung eines Westerns oder einer Samurai-Geschichte.
Langsam aber stetig wird der Zuschauer immer tiefer in den Sumpf gezogen und es dräut Böses, von Minute zu Minute wird das immer fassbarer. Die Welt ist ein dunkler Ort und irgendwie wünschen wir uns, dass das alles gut gehen wird. Nur das bejahende Lächeln der Nachbarin und das kindliche Gottvertrauen ihres Sohnes versuchen für eine gewisse Zeit gegen diese Ahnung anzustrahlen.
Wenn die Gewalt dann aber durchbricht hat das traumatische Qualitäten. Woher kommt dieser Mann, was hat er bis dato durchgemacht? Das wäre eine neue und wahrscheinlich noch grausigere Geschichte.
Die Gewalt ist immer "close up and personal"; gestorben wird auf Armlänge und das wird filmisch immer wieder neu dekliniert.
Alles das hinterlässt den Besucher aufgewühlt, aufgedreht und sehr, sehr gut unterhalten.

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Jochen F. Schude

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